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Gerade in die Zukunft: Neigungssensoren im Wasserstofftransportwesen

Der Einsatz von Wasserstoff als Energieträger spielt eine entscheidende Rolle in der Transformation zu einer nachhaltigeren Energiezukunft. Wasserstofftransport und -lagerung sind wesentliche Komponenten dieser Wertschöpfungskette. Hierbei stellen Sicherheit und Effizienz zentrale Anforderungen dar. Hochpräzise Neigungssensoren können eine Schlüsseltechnologie sein, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, da sie die Überwachung und Steuerung von Transportprozessen signifikant verbessern können.

Warum muss die Neigung beim Wasserstofftransport überwacht werden?

Auf chemischer und physikalischer Ebene ergeben sich Besonderheiten, die zu großen Problemen bei falscher Handhabung führen können.

  • So ist z. B. Wasserstoff das leichteste und kleinste Element im Periodensystem. Aufgrund seiner geringen Dichte und seiner hohen Diffusionsrate kann Wasserstoff durch kleine Öffnungen und Poren entweichen, das Risiko von Lecks erhöht sich. Bei Neigungen können sich diese potenziell verstärken, insbesondere wenn der Wasserstoff in flüssiger Form vorliegt.
  • Zudem wird flüssiger Wasserstoff bei extrem niedrigen Temperaturen (ca. –253 °C) gelagert und transportiert. Diese Temperaturen erfordern spezielle Materialien und Isolierungen, um Verdampfung und Energieverluste zu minimieren. Eine Neigung kann die Temperaturverteilung innerhalb des Tanks beeinflussen, was zu ungleichmäßigen thermischen Belastungen und potenziell zur Bildung von Rissen oder Undichtigkeiten beiträgt.
  • Der sehr geringe Siedepunkt von –252,9 °C stellt eine weitere Gefahr in geschlossenen Behältnissen dar. Bereits geringe Wärmezufuhr kann den Wasserstoff verdampfen lassen. Bei einer Neigung des Transportbehälters kann sich die flüssige Phase von der gasförmigen Phase trennen, was einen ungleichmäßigen Druckaufbau begünstigt, welcher wiederum zu einem Versagen der Dichtungen oder Sicherheitsventile führen könnte.
  • Auch die hohe chemische Reaktivität stellt Konstrukteure vor Herausforderungen. In Gegenwart von Katalysatoren kann eine Wasserstoffversprödung auftreten, bei der angrenzende Metalle ihre Duktilität einbüßen. Eine Neigung kann zusätzlich mechanische Spannungen und Verformungen in den Materialien erhöhen, welche in Summe dann die Wahrscheinlichkeit von Rissen und Brüchen in den Transportbehältern verstärkt.
  • Wasserstoff gehört zu der Gruppe der hochentzündlichen Stoffe und bildet mit Luft explosive Gemische im Konzentrationsbereich von 4 bis 75 Volumenprozent. Durch eine Neigung könnten lokale Konzentrationen erreicht werden, die innerhalb des Explosionsbereichs liegen. Ein Funke oder eine statische Entladung könnte dann eine Explosion auslösen.

Neigungssensoren der KAS4000-Serie

Diese Punkte unterstreichen eindrucksvoll die Notwendigkeit einer präzisen Überwachung und Steuerung der Neigungswinkel im Wasserstofftransportwesen. Passende Sensoren sind weit verbreitet und unterscheiden sich in vielen Punkten. Generell kann man jedoch sagen, dass Neigungssensoren definitionsgemäß den Winkel eines Objekts relativ zur Gravitation messen. Sie arbeiten häufig auf Basis von MEMS (Micro-Electro-Mechanical Systems) und arbeiten hochpräzise. In der Regel bestehen sie aus einem Sensorelement, das auf Veränderungen der Neigung reagiert, und einer elektronischen Auswerteeinheit, die die Signale verarbeitet und weiterleitet.

Ein Beispiel dafür ist die neue KAS4000-Serie der Schweizer Produzenten KELAG Künzli, vertrieben durch die Sensorspezialisten von a.b.jödden in Krefeld.

Diese Modellreihe weist die typischen Merkmale der Vorgänger auf und addiert einige Funktionen, die gerade im Transportwesen eine bedeutende Rolle spielen können.

Abbildung 1 Neuartiger Dreischicht-Aufbau der KAS4000-Serie

Die zweiachsigen Neigungs- und Beschleunigungs-Sensoren messen statisch (Neigung) und dynamisch (Beschleunigung). Die Winkelmessung erfolgt Sinus kompensiert. Eine hohe Wiederholgenauigkeit von 0,01 % sowie die hohe Langzeitstabilität von 0,03 %/a sind das Resultat einer neuen, einzigartigen Technologie:

Die Sensoren basieren auf einer fortschrittlichen, in drei Schichten aufgebauten «Micro Machined»-Technologie. Diese dreidimensionale Struktur ist mit Glaseinlagen hermetisch verschlossen. Aus dieser komplexen Konstruktion resultiert ein langzeitstabiler, hochauflösender und stoßfester Sensor. Eine Gasdämpfung reduziert Vibrationen und verhindert Überschwingen sowie störende Resonanzschwingungen.

Die Integration von Neigungssensoren im Wasserstofftransportwesen erfordert die Erfüllung spezifischer Anforderungen:

  • Präzision und Empfindlichkeit: Sensoren müssen extrem präzise und empfindlich sein, um selbst kleinste Neigungsänderungen zuverlässig zu detektieren.
  • Robustheit und Zuverlässigkeit: Da die Sensoren in herausfordernden Umgebungen betrieben werden, müssen sie robust und zuverlässig gegenüber Vibrationen, Temperaturschwankungen und mechanischen Belastungen sein.
  • Sicherheitsstandards: Die Sensoren müssen den strengen Sicherheits- und Explosionsschutzanforderungen des Wasserstofftransportwesens entsprechen.

Präzise, zuverlässige Messungen sind mit dieser Art von Sensorik ohne weiteres möglich. Aber auch der Sicherheitsaspekt kann bedient werden:

Der gesamte Aufbau wird in einem Gehäuse aus massiven, schlagfesten POM (Polyoxymethylen) voll vergossen, der M8 Stecker ist geschlossen. So erreicht die Konstruktion bereits die Schutzklasse IP68.Wenn eine Ex-Schutzklasse gewünscht wird, können zusätzliche, dementsprechend zertifizierte Gehäuse genutzt werden. Erhältlich sind diese auch mit optischen Durchlässen. Somit lässt sich das auch dann das neueste Quality of Life Feature der KAS4000-Serie nutzen:

Eine inkludierte Infrarotschnittstelle ermöglicht die Justierung und Kalibrierung ohne Ausbau. So kann der maximal messbare Neigungswinkel von ± 90° genau auf die entsprechende Applikation reduziert werden. So erhöht sich auch die Genauigkeit. Auch eine werksseitige Neueinrichtung wäre mit dieser Technik jederzeit möglich.

Abbildung 2 KAS4000

Fazit

Hochpräzise Neigungssensoren sind ein unverzichtbares Instrument im Wasserstofftransportwesen, das zur Sicherstellung eines sicheren und effizienten Transports beiträgt. Die kontinuierliche Verbesserung und Integration dieser Technologien wird entscheidend sein, um den wachsenden Anforderungen und Sicherheitsstandards in der Wasserstoffwirtschaft gerecht zu werden. Durch Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft können diese Herausforderungen gemeistert werden und die Vorteile von Wasserstoff als nachhaltigen Energieträger werden voll ausgeschöpft.